Ein wachsendes, lebendes Haus, ein Gebäude aus Pflanzen scheint ein Widerspruch in sich zu sein. Dennoch wussten schon die Khasi in Ostindien die Luftwurzeln von Gummibäumen zu Fußgängerbrücken zu verbinden und in Süddeutschland bildeten über Jahrhunderte hinweg Tanzlinden den Dorfmittelpunkt. Daran anknüpfend widmet sich die Baubotanik dem Entwerfen und Bauen mit Bäumen. Ausgehend von dem jüngst erschienenen Buch „Wachsende Architektur – Einführung in die Baubotanik (Birkhäuser 2022) berichtet Ferdinand Ludwig von realisierte Bauten, Versuchsreihen, Entwurfsstudien und visionären Konzepten, die den Weg zu einer neuen grünen Architektur weisen. Dabei geht er auf die botanischen Wachstumsgesetze ein, die die Bauten leiten und erörtert, welche wichtige Rolle Zeit und Kontext dabei spielen. Dies eröffnet einen neuen Blick auf Architektur, die gleichsam zu einem Teil der Stadtnatur wird.

 

Ferdinand Ludwig ist Professor für Green Technologies in Landscape Architecture an der Technischen Universität München und Gründungspartner von OLA – Office for Living Architecture in Stuttgart. Er studierte Architektur und promovierte mit dem Titel „Botanische Grundlagen der Baubotanik und deren Anwendung im Entwurf“ an der Universität Stuttgart. 2007 begründete er dort am Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen das Forschungsgebiet Baubotanik, das er bis 2017 als wissenschaftlicher Mitarbeiter leitete. Im Fokus seiner Forschung stehen architektonische Konzepte, bei denen Pflanzen eine zentrale Rolle spielen. Deren funktionale wie gestalterische Integration hält nicht nur Antworten auf brennende ökologische Fragen unserer Zeit, wie z.B. die Anpassung an den Klimawandel, parat. Sie stellt auch eine methodische Herausforderung dar, wie mit Aspekten von Wachsen und Vergehen, von Zufall und Wahrscheinlichkeit im Entwurf umgegangen werden kann.

 

Der Vortrag beginnt um 18:30 Uhr im Gräftenhof. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.